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10 Juli 2017

Die Weiße Stadt

Nachdem man die weite Ebene der Olivenbäume hinter sich gelassen hat, (ein Gewirr aus Rinde und ursprünglichem Leben, Stämme wie majestätische Landeshüter), wird man geblendet von Ostunis Licht.

Man glaubt, die Zitadelle eines nordafrikanischen Märchens erreicht zu haben: Eine Stadt so weiß, als wäre sie in Milch gebadet. Die Häuser sind mit Kalk überzogen, seit man die Stadt vor der Ansteckung durch die Pest schützen wollte. Auch strahlt das Weiß hinein in die engen Gassen, die sonst im Dunkeln lägen.

Jedes Mal wenn ich Ostuni betrete, fühle ich mich wie weich gebettet auf einem wohligen Kissen. Der Geruch des Meeres, blau und rein, vermischt sich mit dem Duft der Oliven, den der Wind hinaufträgt: Es gibt kein schöneres Geschenk für Jung und Alt.  Und du verstehst, warum die Bewohner dieser Gegend aus fernen Zeiten stammen; schon in der Steinzeit kannte man die Faszination einer Landschaft, die sich über dem Meer erhebt.

Davon erzählen uns das Skelett der „Frau von Ostuni“ mit ihrem Fötus in den Armen und ihrer Muschelkappe auf dem Kopf, das Karmeliter-Kloster mit der Kirche des Heiligen Veith dem Märtyrer im Stil des Lecceser Barocks, das städtische Museum der urzeitlichen Siedlungsgeschichte der südlichen Murgia, das Heiligtum des San Oronzo, eingebettet zwischen zwei Ausläufern der Murge, die aragonischen Mauern mit den Rundtürmen, die Paläste der antiken Siedlung, bis zu den unzähligen Bauernhöfen. Einige davon sind so alt, dass sie uns die sozialen Strukturen von einst verstehen lassen, mit der Produktion von Olivenöl, Mandeln und einem gutem Wein, der uns in die beste Stimmung versetzt.

Wenn ich die Stadt besichtige, finde ich Spuren, die sich im Laufe der Jahrhunderte gegenseitig überlagert und verflochten haben, und uns zeigen, das in Ostuni Sarazenen und Byzantiner zu Hause waren, Normannen und Schwaben. Sei es aus Machtstrategie oder aus Liebe zur Schönheit: Sie alle haben aus diesem Landstrich ein Juwel Apuliens gemacht, ein Touristenziel, das man nie mehr vergisst.

Die Gassen und die weißen Häuser, gespickt mit Blumen und Kaktusfeigen, die einladenden Restaurants mit ihrer guten traditionellen Küche sowie die kleinen Geschäfte mit ihrem südlichen Flair und den typischen Frauenfiguren aus Terrakotta, bekannt als Massaie Salentine: Es gibt viele Gründe, um sich an diesem Tag zu erfreuen.

Während ich die Straße entlangschlendere, stelle ich mir vor, wie diese bunten beleibten Frauenfiguren geschäftig herumlaufen oder sich zu einem Schwätzchen vor den Eingang ihrer Häuser setzen; die Hüfte von einer Schürze umschlungen, die die mächtigen Formen betont und zur Schönheit einfach dazugehört.

Eine Stadt, umgeben von strahlenden Stränden und Feriendörfern wie Rosa Marina oder bezaubernden Siedlungen wie La Trullara, Vigne di Salamina oder Masseriodda Sessana.

Eine Landschaft, die alle Sinne weckt mit ihren Felsenstädten und Höhlen, die wirklich sehenswert sind, wie auch das Dorf von Lamacornola: Alles Orte, die aus Ostuni den Landstrich formen, zu dem man immer zurückkehren möchten.

 

Einen besonderen Dank an Uwe, Klara unt Anja Knipper für die Übersetzung.

Kategorie: Ziele und Routen