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25 Juli 2017

GALLIPOLI – URLAUB FÜR FRISCH VERMÄHLTE

Mein Mann wollte nicht in die Flitterwochen fahren. Der Sommer stehe sowieso vor der Tür, und wir können einen Urlaub am Meer machen. Also gut. Zuerst mal keine gebügelten Hemden mehr. (Schon richtig, dass wir jetzt verheiratet sind, aber zwischen Ehemann und Ehemann sorgt jeder selbst für seine Hemden und Schlüpfer.) Und dann gibt’s auch nichts Süßes mehr im Bett.

Also sagt er heute zu mir:

„Liebling, wollen wir nach England fahren?“

„Wie bitte?“, habe ich geantwortet, während ich den eiskalten Malzkaffee hinunterwürgte. „Gibt’s nichts Wärmeres?“

„Sitges?“

„Nein Silvio, ich würde lieber in Italien bleiben, hier gibt es so viele wunderschöne Orte.“

„Claudio, willst du nach Taormina fahren? Dort hat mit uns alles angefangen.“

„Und dort wird es auch enden, wenn du nicht aufhörst, unsere Leinentischdecke zu quälen! Siehst du nicht, dass sie sich schon von selbst zerknittert? Mit Süditalien bin ich einverstanden, ich habe richtig Bock auf Kaktusfeigen und Meer, wow! Fahren wir doch nach Gallipoli!“

„Gallipoli? Aber dort wolltest du doch nie hin, weil alle unsere Freunde immer da sind!“

„Aber jetzt schon! Ich habe Unterkünfte gefunden, die absolut gay friendly sind. Dort im Süden tun sie zwar so als ob sie nichts mitbekämen, aber sie haben mehr Ahnung als die aus dem Norden.“

„Okay, ich bin einverstanden mit der Perle des Ionischen Meeres. Gallipoli befindet sich in der Provinz Lecce und dort kann man ja auch mal vorbeischauen.“

„Und Punta della Suina, mit einem hinreißenden Strand genau wie auf den Malediven.“ Während ich das vorschlage, sehe ich mich schon auf dem neuen Badetuch.

„Ist das nicht der Strand, an dem Özpetek die berühmte Ballettszene aus Männer al dente gedreht hat?“

„Ja, genau!“

„Ich will aber lieber eine Felsenküste. Gehen wir doch nach Santa Maria al Bagno, damit ich schnorcheln kann. Da gibt es einen tollen Meeresgrund.“

„Wir werden uns abwechseln, Schatz. Ein Tag Sandstrand und ein Tag Steilküste, okay?“ Schlage ich lächelnd vor.

 

„Und da gibt es das Castello Angioino Aragonese und die charakteristische Altstadt mit dem Stadtstrand Spiaggia della Purità, die Kathedrale der Sant’Agata, das ist das Höchste der Barock-Architektur. Dann gibt es noch den griechischen Brunnen auf der Steinbrücke, die die neue Burg mit der alten verbindet. Und man muss unbedingt die Kirche von San Francesco d’Assisi besuchen, wo die Statue des Malladrone aufbewahrt wird. Das war doch der böse Dieb, der neben Jesus gekreuzigt wurde. Es ist eine künstlerisch extrem wertvolle Holzstatue, weißt du?“

„Ja ist ja gut, wir müssen uns auch bräunen oder? Ich will nicht weiß wie Eselsmilch zur Arbeit zurückkommen! Und einen Besuch auf der Insel Sant’Andrea darf auch nicht fehlen, der Pinienwald ist großartig, die wilde Natur voller Düfte.“

„Sehr gut“, antwortet er zufrieden.

„Und ich möchte die berühmte Scapece kosten, eine Speise aus kleinen frittierten Fischen mit Safran-Krume. Und auch die Purpu alla Pignata, Krake mit Kartoffeln in Tomatensoße, gekocht in einem antiken Terracotta-Topf.“

„Aber sicher doch, Sonnenschein. Wichtig ist, dass es einen guten Malvasia gibt.“ Sage ich froh. „Und wir werden natürlich im Picador tanzen gehen, aber erst schauen wir im Led Cafè vorbei.“

„Wir müssen uns aber auch erholen!“

„Aber natürlich, Schatz. Du wirst schon sehen. Wenn wir in einem dieser Trulli mit Swimmingpool zwischen Olivenbäumen wohnen, verpasse ich dir unter den Sternen ein paar Massagen, die du dein Leben lang nicht vergessen wirst.“ Ach, ist das schön, verheiratet zu sein. Wer sagt eigentlich, dass die Ehe das Grab der Liebe sei?

 

Einen besonderen Dank an Uwe, Klara unt Anja Knipper für die Übersetzung.

Kategorie: Ziele und Routen