Lecce – die Stadt des Barocks
Wenn man durch die Porta Napoli in das historische Zentrum von Lecce kommt, fühlt man sich wie in einem festlich gekleideten Ort voller Spitzen. (Das Stadttor Porta Napoli entstand in der Renaissance zu Ehren von Karl V.)
Die krustigen Mauern einiger Häuser, der Augenschein von Verlassenheit und der Geruch der Altstadtgassen vermitteln den Eindruck, dass das gelebte Leben immer etwas Reales gewesen ist, geschmückt durch ein schönes Dekor in Stein.
Man lässt sich faszinieren von den üppigen Friesen der Eingänge, die auch staubbedeckt eine unvergleichliche Pracht zeigen.
Michele greift Milenas Hand, während sie spazieren gehen, denn er versteht, woher sie ihren offenen spontanen Charakter hat, der sie nie eine Lüge sagen lässt: Sie ist in dieser Stadt geboren.
Sie lächelt ihn an, während sie einen Bocca di Dama essen, ein Törtchen wie eine kleine Frauenbrust: überzogen mit weißer Glasur und darauf eine kandierte Kirsche. Sie verspricht ihm, dass sie Pasticciotti Leccesi probieren werden, deren Geschmack er nie vergessen wird.
Während sie weitergehen, zeigt sie ihm die raffinierten Barock-Fassaden und den wunderbaren Palazzo Adorno. Sie gelangen an die Basilica di Santa Croce, das bekannteste Symbol des Lecceser Barocks. Hier haben die Steinmetze ein beeindruckendes Meisterwerk hinterlassen, so dass die Hauptstadt des Salent auch Florenz des Südens genannt wird.
Sie erzählt ihm, dass Lecce eine Stadt antiken Ursprungs ist, die schon in der Römerzeit und später im Königreich von Neapel florierte. In der Stadt entstanden phantasievolle Arbeiten von Steinmetzen und Bildhauern, die durch die Verwendung des Lecceser Sandsteins erleichtert wurden. Das sagt sie mit einem Stolz, der ihre Augen funkeln lässt.
Sie gehen zur Piazza Sant’Oronzo, dem pulsierenden Zentrum des Lebens in dieser Stadt, denn sie will ihn am Fuße der Säule küssen, die die Statue des Schutzheiligen trägt. Sie hatte ihrer Großmutter versprochen, ihren Freund hierher zu bringen, um die Liebe mit einem Kuss von dem Heiligen segnen zu lassen, so wie das schon die Oma mit dem Opa getan hat.
Der Domplatz wirkt wie eine Filmkulisse. Die üppige Seitenfassade der Kathedrale, der hohe Glockenturm, der Bischofspalast aus dem 15. Jahrhundert mit seiner arkadenartigen Galerie, der Palazzo del Seminario: Alles in dieser Stadt fasziniert Michele, dem es für einige Minuten die Sprache verschlägt vor dem römischen Amphitheater, blendender Zeitzeuge aus dem 2. Jahrhundert.
Verzaubert hört er Milena zu, während sie erzählt, wie sie als Kind die Füße der Wölfin streichelte, die sich auf dem Stadtwappen befindet und von den Römern Lupiae genannt wurde. Das bringe Glück hatte man ihr gesagt.
Und während sie sich am Fuße der Säule umarmen und mit ihrer Umarmung das Versprechen für ein gemeinsames Leben geben, küsst ihn Milena und flüstert: „Lu sule ci te ite, te scarfa!“ – Wenn die Sonne dich sieht, wärmt sie dich.